Kitchen Stories - Situationen des Alltags
Entwurf Lang WS 22/23
Essen befriedigt neben dem Atmen, Trinken, Wärmen und Schlafen eines unserer körperlichen Grundbedürfnisse. Die Zubereitung des Essens, das Kochen, gehört deshalb zu den ältesten und wichtigsten Kulturtechniken des Menschen. Für den Mensch als soziales Lebewesen ist die Nahrungsaufnahme, das Essen, aber auch ein wichtiges Ereignis, das unsere soziale und kulturelle Identität prägt. In den letzten Jahrzehnten hat sich das Essverhalten stark gewandelt. Der Wandel der Lebensmittelauswahl, der Orte und Arten ihrer Produktion und Verarbeitung, des Vertriebs und der Lagerung, der Zubereitung und des Verzehrs gehen einher mit einer Veränderung der Küche, Wohnung, Stadt und Region. Denn neue Ernährungsformen erfordern neue Gebäudetypen, Infrastrukturen und Stadtstrukturen.
Produktion und Vorverarbeitung von Lebensmitteln finden meist in der Ferne statt und sind in viele Teilschritte zerlegt, die zwischen zahlreichen Unternehmen in mehreren Ländern aufgeteilt sind. Die Stadt ist in transnationale Versorgungsnetzwerke eingebettet und in der Stadt selbst gibt es nur noch „Outlets“ mit einem überwältigenden Angebot an Produkten, die andernorts entstehen. Die Prozessketten der Lebensmittelherstellung sind für Verbraucher nicht nachvollziehbar, deren Inhaltsstoffe in ihrer Wirkung nicht einschätzbar, ebenso wenig wie die Umwelt- und Arbeitsbedingungen, unter denen sie produziert werden. Wie die Lebensmittel entstehen, welche Auswirkungen das auf Mensch und Umwelt hat, hat sich der Wahrnehmung entzogen. Aus ökologischen und ethischen Gründen schwindet dafür die Akzeptanz.
Das Projekt lang „Kitchen Stories“ beschäftigt sich deshalb mit der Entwicklung architektonisch-städtebaulicher Projekte zu neuen Formen des urbanen Haushaltens, die nachhaltige Modelle von Stoff- und Energiekreisläufen in Architektur übersetzen, die Produktion, Verarbeitung und Recycling von Nahrung in neuer Form in den städtischen Raum zurückholen, öffentlich machen und inszenieren. Die Küche als Alltagssituation und sozialer Kondensator dient als Einstieg in das Entwurfsprojekt.
Entwurfsbegleitend wird die Exkursion „All you can eat“ in die Niederlande, Europas größten und der Welt zweitgrößten Lebensmittelexportland, angeboten. Dort werden wir Projekte rund um das Thema Produktion und Verarbeitung, Vertrieb und Lagerung, Zubereitung und Verzehr von Nahrungsmitteln besichtigen, um zu einem besseren Verständnis der Prozessketten, von der Produktion über die Distribution bis zum Konsum, zu gelangen und die architektonischen, infrastrukturellen und städtebaulichen Implikationen und Potentiale im Rahmen des Entwurfs nutzbar zu machen.
Korrektur Mi 14:00-18:00 Uhr im Raum C109
Lehrende
Prof. Andreas Quednau
WM Morgane Martin-Alonzo
WM Jonas Trittmann