Die Stadt als ökosystemarer Dienstleister

Hellwinkel Terrassen | Wolfsburg (Quelle: SMAQ Architektur und Stadt)

Stadt als dominierende menschliche Lebensumwelt und eine fast vollständig durch den Menschen überformte natürlichen Umwelt bedeutet einem Paradigmenwechsel für den Städtebau. Wurde die Stadt bisher als Störfaktor innerhalb sich selbst regenerierender ökologischer Systeme in Kauf genommen, wird Stadt zunehmend als eigenständiges Ökosystem wahrgenommen. In Anbetracht der aus dem Klimawandel und der politisch beschlossenen Energiewende erwachsenen Herausforderungen, ist es notwendig die Stadt als ökosystemaren Dienstleister umzubauen und zu aktivieren. D.h. Bodenbildung, Unterstützung des Nährstoffkreislaufs, Erhaltung der genetischen Vielfalt, Bereitstellung von Nahrung, Wasser und Baumaterial, Regulierung von Klima, Überflutungen und Krankheiten sowie Gewährleistung von Erholung und ästhetischen Erlebens müssen im und durch den städtischen Kontext zunehmend gegeben sein.

Die Herausforderung bei der Integration ökosystemarer Dienstleistungen in das urbane Gefüge besteht in oftmals widersprüchlichen Überlagerungen von Funktionen und Ansprüchen. So müssen zum Beispiel die Erzeugung und der Verbrauch von Energie und Nahrungsmitteln mit der Nachverdichtungen der Städte zusammengedacht werden und unterschiedliche Infrastrukturen und Nutzungssparten zusammengeführt werden. Die Integration ökologischer Funktionen kann aber auch Chancen für stadtregionale Beziehungen bieten, Disparitäten entgegenwirken, neue Geschäftsmodelle und Betriebsformen hervorbringen und den öffentlichen Raum der Städte bereichern. Umsetzbare Strategien zur notwendigen Aushandlung und Synthese der Flächen- und Nutzungsansprüche erfordern ein vertieftes Verständnis von ökologischen Zusammenhängen und Stoffkreisläufen einerseits und der räumlichen Bedingungen einer alltagstauglichen Stadt andererseits. In Hinblick auf die Ziele einer „nachhaltige Stadt“ werden im Rahmen des Forschungsprojekts Stadtmodelle hinsichtlich ihrer Potentiale für die Stadt als ökosystemaren Dienstleister untersucht. Ansätze werden anwendungsorientiert, inter- und transdisziplinär durch Research-by-Design ausgelotet.


Projektstatus: laufend
Projektleitung: Prof. Andreas Quednau
Kooperationspartnerin: Prof. Sabine Müller, Oslo School of Architecture and Design (AHO), SMAQ Architektur und Stadt 

Konferenz: Vermischung, Technische Universität Berlin
Veröffentlichungen:
Quednau, A./ Müller, S.: Water as a Primary Building Material of the City as Second Nature, in Wang, F./ Prominski, M. (Eds.) (2020): Water-Related Urbanization and Locality – Protecting, Planning and Designing Urban Water Environments in a Sustainable Way. Singapore, Routledge Nature: 255-281.

Quednau, A. (2016): Stadt entwerfen, bauen und bewohnen als Ökosystemgestaltung. In: Feldhusen, Sebastian; Poerschke, Ute; Weidinger, Jürgen (Hg.): Vermischungen in Architektur und Landschafts-
architektur. Wolkenkuckucksheim, Internat. Zeitschrift zur Theorie der Architektur. Jg. 21, Nr. 35, 91–101. Müller, S. und Quednau, A. (2016): Lust am Klima, Lust am Wandel; in: der architekt, Nr. 5/16, typus und topos, Oktober 2016, Düsseldorf, 32-37.