Hereafter Hannover

Entwurf Stadt WS 21/22

In Anbetracht des fortschreitenden Klimawandels und einer fortschreitenden sozialen Segregation in den Städten, wird verstärkt über die Transformation der autogerechten- und funktionsgetrennten Stadt diskutiert. Dieses in der Nachkriegszeit dominierende und heute viel kritisierte Leitbild hat außerhalb der kompakten, gründerzeitlichen Stadt zu einem räumlichen Mosaik aus Großwohnsiedlungen als reinen Schlafstätten, Ein-Familien- und Reihenhausgebieten und Industriearealen geführt. Die einzelnen Fragmente nehmen kaum Bezug aufeinander. Durch Infrastrukturen werden diese Territorien untereinander getrennt und zugleich mit den Innenstädten verbunden. Die Lebenswelt ist stark durch Automobilität geprägt. Freiräume mit gemeinschaftlichem Wert sind aufgrund des Rückzugs ins Private oft nicht vorgesehen. Mit Blick auf die vor uns stehenden gesellschaftlichen und ökologischen Herausforderungen besteht in Hinblick auf die autogerechte- und funktionsgetrennte Stadt dringender Handlungsbedarf. Beispielhaft dafür steht der Stadtteil Auf der Horst in Garbsen, der unmittelbar an Hannover grenzt und in dessen Zentrum das Planetencenter liegt.

"Heterotope im Städtebau sind Orte, die im Gegensatz zu ihrer baulichen Umgebung stehen, weil durch sie eine räumliche Situation präzise und eindeutig interpretiert wird. Sie sind begrenzt in ihrer Ausdehnung - um ein Thema herum gebaut; aber stark in der Definition eines Ortes. Gerade deswegen reicht ihre Wirkung weit über ihr begrenztes Feld hinaus. Die Strategie der Heterotope ist mit der Akupunktur vergleichbar: punktuell und gezielt, aber wirkungsvoll. Sie stellt eine Alternative dar, zum Städtebau der alles übergreifenden Systeme. Aber jedes Heterotop ist ein Städtebauliches Ensemble, viel mehr als ein architektonisches Objekt, ein einzelnes Gebäude. Und wozu das alles? Die Bewohner der Stadt orientieren sich im gebauten Raum, dann identifizieren sie sich damit. Heterotope sind identitätsstiftende Elemente, da wo die Räume unübersichtlich geworden und die Architektur abhanden gekommen ist."

Dem Stadtteil Auf der Horst fehlt ein vitales Zentrum in dem die Stadtgesellschaft auf vielfältige Weise zusammenkommen kann. Das Planetencenter deckt die Zentrumsfunktion reduziert lediglich auf Einzelhandel nur ungenügend ab. Orte die nicht dem Konsum dienen, so genannte dritte Orte, fehlen völlig. Freiräume werden durch das Parken dominiert und bieten keine Aufenthaltsqualität. Die Bewohner des Stadtteils können sich deshalb auch nicht mit dem Planetencenter identifizieren. Andererseits ist das Areal des Planetencenters aufgrund von einer mehrheitlich ein- bis zweigeschossigen Bebauung und ausgedehnten Parkplatz stark untergenutzt. Ziel ist es deshalb das Planetencenter zur vitalen, neuen Mitte für den Stadtteil Auf den Horst und die angrenzenden Stadtteile zu transformieren. Gemeinschaft, Nutzungs- und Nutzervielfalt, Nachhaltigkeit und Urbanität stehen dabei im Vordergrund. Das Konzept der Heterotope bietet dafür einen geeigneten Ansatz. Ähnlich einer Akupunktur kann die Aufwertung eines zentralen Ortes zur Verbesserung der Lebensverhältnisse im gesamten Quartier positiv beitragen.

Termine
Dienstags 14-18


Lehrende

WM Lennart Beckebanze
WM Leonard Clemens
WM Morgane Martin-Alonzo
T Marius Schumann